Capitol Records

Neu im Voodoo Verlag:


Capitol Records. Wie Amerikas Musik Europa eroberte
Von Rüdiger Bloemeke
Nur wenige Jahre nach der Nazi-Diktatur schloss die Plattenfirma Capitol Records einen Vertrag mit der Telefunken-Platte. Capitol war damit das erste Label, das in Deutschland wieder amerikanische Musik zugänglich machte. Von Berlin aus erreichten die Platten halb Europa – von Norwegen bis Österreich, von Schweden bis Frankreich. Capitol breitete ein Panorama der US-Popgeschichte aus und bescherte dem Alten Kontinent Jazz, Blues, Filmmusik, Musicals, Country und Rock ’n’ Roll: die Musik von Nat King Cole, Les Paul and Mary Ford, Leadbelly, June Christy, Ella Mae Morse, Kay Starr, Peggy Lee, Frank Sinatra, Dean Martin, Faron Young, Tennessee Ernie Ford, Gene Vincent, Duke Ellington, Benny Goodman, Coleman Hawkins, Harry James, Miles Davis, Stan Kenton, Woody Herman, Gerry Mulligan, Stan Getz… Das beeinflusste die Kultur, begeisterte die Nachkriegsgeneration und wirkt bis heute nach.
Großformat, 235 Seiten mit über 300 Schwarzweiß- und Farb-Abbildungen. Zweite Auflage 2022, € 30
 ISBN 978-3-00-071795-6
In Deutschland erschienene Capitol-EPs (oben) und -LPs

Pressestimmen zu “Capitol-Records”:

Capitol Records oder Hooray for Hollywood

Rüdiger Bloemekes Buch über die legendäre Plattenfirma

Vor 80 Jahren wurde eine Plattenfirma gegründet, die eng mit Hollywood verbunden war: Capitol Records. Ein Label, das nach dem Krieg in Deutschland zuerst von Telefunken-Platte vertrieben wurde. Und so als erstes Label nach der Nazi-Zeit den „Eingeborenen von Trizonesien“ wieder amerikanische Musik näher brachte, wie Rüdiger Bloemeke in seinem Buch erzählt… Im Laufe der Zeit hat er sich zum Spezialisten für die deutschen Plattenlabels entwickelt, die den Sound seiner Jugend nach Deutschland gebracht haben. Neben Bettina Greves toller Polydor-Geschichte („Sternenhimmel“) gehört Bloemekes „Teldec-Story“ zu den Klassikern der deutschen Labelgeschichten. Und so war es Zeit, endlich auch die Capitol-Geschichte nachzuliefern, die in Deutschland so eng mit der Teldec verbunden war…  In seiner akribischen Chronik des Labels, das in Deutschland seit 1949 von Telefunken vertrieben wurde, erfährt man auch dass „High Noon“ mit Tex Ritter 1952 ursprünglich nicht veröffentlicht wurde. Nur in einer Instrumentalversion mit dem späteren Frank-Sinatra-Arrangeur Billy May war der „Oscar“-Song hierzulande zum Filmstart erschienen. Andere europäische Lizenznehmer von Telefunken-Capitol in der Schweiz oder Dänemark waren da mutiger… Bloemeke hört in dem Sound (der Capitol-Platten) einen „Gegenentwurf“ zum deutschen Alltag der 50er-Jahre… Sein Fazit: „Der Klang von Jazz und Pop wirkte durch die Projektion der eigenen Wünsche auf die Musik als Anstoß für erhoffte Veränderungen in der Gesellschaft. Der Anteil, den Capitol Records daran hatte, ist nicht zu unterschätzen.“ Ein treffendes Fazit, das zu dieser „Labor of Love“ passt.
Viktor Rotthaler in der Neuen Musikzeitung (9/2022)

Bereits 1948 hatten sich Kundschafter von Capitol… nach Europa aufgemacht. Mit der “Queen Mary” waren sie angereist, um die hiesigen Möglichkeiten des noch im Aufbau befindlichen Musikmarktes zu sondieren… um den Markt der alten Welt mit amerikanischer Musik zu versorgen, Jazz und Country, Pop und Soundtracks auch hier populär zu machen… Die Swing-Jugend stürzt sich gierig auf die begehrten Platten, Soldatensender wie AFN und BFN leisten Aufbauarbeit, irgendwann setzen sich die neuen Klänge auch in der Breite durch… Künstler und Künstlerinnen wie Nat King Cole, Peggy Lee, Jo Stafford und Johnny Mercer sind zunächst via Schellack vertreten, wenig später folgen Größen wie Leadbelly, Ella Mae Morse, Frank Sinatra, Dean Martin, Benny Goodman und etliche weitere auf Vinyl. Autor Rüdiger Bloemeke, Jahrgang 1945, aufgewachsen im nordrhein-westfälischen Lippe, hat sich nun dieses musikhistorischen Kapitels angenommen. Mit Büchern wie Roll Over Beethoven – Wie der Rock’n’Roll nach Deutschland kam und La Paloma – Das Jahrhundert-Lied hat sich Bloemeke bereits in der Vergangenheit als engagierter Pop-Historiker erwiesen und aufgezeigt, dass hochdetaillierte Recherchen und spannende Erzählung einander nicht ausschließen. Auf über 200 Seiten, mit mehr als 280, zum Teil selten gesehenen Schwarzweiß- und Farbaufnahmen von Künstlern, Zeitungsartikeln und Plattenhüllen, führt Bloemeke durch die sieben Jahre währende Kooperation.
Ingo Scheel im MINT-Magazin (Juli 2022)

Frank Sinatra wurde schon in den 50er Jahren in der Bundesrepublik erwartet,
er kam aber erst 1993

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Diese umfangreiche Dokumentation beschreibt spannend erzählt, wie nach 1945 die ersten amerikanischen Unterhaltungs- und Jazzklänge per Schallplatten offiziell und ganz gezielt nach Deutschland sowie auch ins übrige Europa kamen… “Capitol” fand dafür 1948 in Deutschland mit “Telefunken” den geeigneten Partner. Dazu schildert der Autor auch die Wechselwirkungen zwischen Jazz und der swingenden Unterhaltungsmusik mit ihren hohen Qualitätsansprüchen, deren Interpreten oft in beiden Genres ganz ohne Berührungsängste zu den Top-Künstlern gehörten. Ein sehr lesenswertes Buch.
Gerhard Klußmeier in “Swinging Hamburg Journal” (Juli 2022)

Zu Kentons Deutschland-Tournee 1953 veröffentlichte die TELDEC ein Plattenalbum mit vier Schellackplatten
Programmheft zur Tournee 1953

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Nach fünf Jahren expandierte Capitol Records und streckte die Fühler nach Europa aus, vor allem nach Deutschland… Damit begann auch für Telefunken ein neues Kapitel. Capitol-Jazzplatten, die bis dahin nur importiert wurden, konnten für die, nach jahrelanger Jazz-Abstinenz in Nazi-Deutschland ausgehungerten Jazzfreunde nun direkt hier hergestellt und vertrieben werden. 

Rüdiger Bloemeke hat die ambivalente Geschichte mit diversen Geschichten zur Kulturoffensive Amerikas am Beispiel von Telefunken-Capitol kenntnisreich aufgearbeitet und 218 Seiten mit viel Wissenswertem gefüllt. Er beschreibt faktenreich und kritisch, warum »was wenige Jahre zuvor als ›artfremde Niggermusik‹ verfemt war,« plötzlich wie selbstverständlich in den Plattenläden und später aufkommenden Jukeboxen Westdeutschlands zu finden war, aber auch, welche Hindernisse es zu überwinden galt, dem vorherrschenden nationalen Größenwahn in Sachen Kultur mit Klängen der »freien Welt« zu begegnen. 

Zehn anekdotenreiche, flüssig geschriebene Kapitel plus diverse Anhänge stellen Protagonisten der Plattenfirmen vor (mit Kurzporträts), deren wichtigste Künstler, warum Capitol Records in Deutschland als Jazzlabel wahrgenommen wurde und welche Rolle Joachim-Ernst Berendt und Werner Burkhardt dabei spielten, welche Verbindungen und Wechselwirkungen es mit skandinavischen Ländern gab … . Produktionsdetails und etwas Labelkunde sind vor allen Dingen für Plattensammler interessant. Seltene Fotos aus privaten Sammlungen und farbige Coverabbildungen runden die spannende Dokumentation über den Einzug amerikanischer Musik in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg ab. Sie ist mehr als nur eine Ergänzung des im Taschen Verlag 2017 erschienen Bandes zum 75jährigen Jubiläum von Capitol Records.
Detlef A. Ott in „Just For Swing Gazette“ (Juni 2022); http://www.jazzfan24.de/JFS/JFSG_38_2022.pdf

Zwei beherzte Männer sorgten kurz nach Kriegsende für musikalische Befreiung: 1948 beschlossen der Miniradiopapst Glenn Wallichs als Capitol-Records-Boss und der deutsche Tonband-Pionier Hans Lieber als Telefunken-Chef eine Koop, die den Amis wertvolle Teldec-Klassik und uns begehrte U-Musik der USA liefern sollte – Jazziges von Swing zu Cool, Boogie. Dazu kam Country… Flashback: Der singende Komponist Johnny Mercer (“Moon River”) und Wallichs starteten kurz nach Pearl Harbor 1942 mit Songwriter Buddy DeSylva als Investor Capitol Records. Mit Ella Mae Morse, Peggy Lee und Billie Holiday sang echte Frauenpower, Nat King Cole wurde Jazzballaden-Superstar… Der Autor schildert spannend den Kontrast zwischen KZ-Drohung für Swinghören und kaufmännischem Wagnis neuen Jazzangebots in Hungerzeiten; dazu zig Probleme, ehe in einer Ex-Lederfabrik bei Kiel acht Plattenpressen installiert wurden: zunächst für 78er Schellack, ehe ab 1951 Vinyl kam. Bloemekes intensive Recherche samt Interviews bietet packende Fakten und Anekdoten – präzise wie skurril. Sie funktionieren als Erinnerung für Zeitzeugen sowie als Aha-Erlebnis für Jüngere.
Uli Twelker in „GoodTimes“ (Mai 2022)

Johnny Mercer und Rüdiger Bloemeke in Savannah, Georgia
Ella Mae Morse in den 50er Jahren und 1998 in Paso Robles, Kalifornien, mit dem deutschen Rock’n’Roll-Fan Klaus Kettner

Zu erwerben gab es solche Schellack-Platten erst mal so gut wie nicht. Hier setzt die wie gewohnt sehr detaillierte und sachkundig recherchierte Arbeit von Autor Bloemeke ein. Er rollt alles von Beginn an auf. Die Gründung der Schallplattenfirma Capitol Records in den USA samt Vorstellung der wichtigsten „Macher“ dient der Einleitung, bevor der Einstieg ins deutsche Schallplattengeschäft geradezu minutiös dokumentiert wird. Spannend dürfte diese Zeit auf jeden Fall gewesen sein, wie man es den Schilderungen auch anmerkt. . .
Sämtliche Texte lesen sich unterhaltsam; hier bewährt sich Bloemekes Routine im perfekten Darstellen eines eigentlich eher trockenen Stoffes.
Ulrich K. Baues in „Country Mag“ (April 2022); http://www.country-mag.de/News/News/buch-capitol-records-wie-amerikas-musik-europa-eroberte-18-2022.html

Capitol-Werbung auf einer TELDEC-Plattentüte, die es in Plattenläden für Kunden gab

Der Capitol-Tower in Hollywood